Leitzahl Wattsekunden Vergleich Studioblitz Aufsteckblitz


Leitzahl & Wattsekunden im Vergleich – Studioblitz vs. Aufsteckblitz

Da die Leistung von Speedlites / Aufsteckblitzen / Systemblitzen mithilfe der Leitzahl angegeben wird, die Leistung von Studioblitzen jedoch in Wattsekunden (Ws), ist ein schneller Vergleich schwer. Wieviel Wattsekunden sind eine Leitzahl? Für euch habe ich ein paar Testfotos.

Wieviel Wattsekunden hat ein Speedlite / Aufsteckblitz?

Ein starker Aufsteckblitz mit Leitzahl 58 bringt Licht von ca. 65 Wattsekunden Leistung eines Studioblitzes!

Damit entspricht 1 Wattsekunde ungefähr Leitzahl 1.

Aber Stopp! Die Aussage ist zwar nicht wirklich falsch, aber auch nicht ganz richtig. Um das zu verstehen, müsst ihr erst einmal verstehen, was die Leitzahl angibt.


Leitzahl – was ist das?

Anders als die Angabe der Wattsekunden eines Studioblitzes, gibt die Leitzahl nicht an, wie viel Power in den Blitz gesteckt wird – sie sagt uns wie weit ein Objekt entfernt sein darf, um noch richtig belichtet zu werden.

Der Unterschied liegt in der Zoom-Fähigkeit der Aufsteckblitze, die ich im Artikel „Zoom am Aufsteckblitz“ beschrieben habe. Um weiter entfernte Objekte stärker zu beleuchten, bündelt das Speedlite das Licht. Die Leistung wird nicht stärker, aber das Motiv heller. Das ist auch der Grund, warum sich Leitzahl und Wattsekunden so schlecht vergleichen lassen.
Die Leitzahl (LZ) wird im Normalfall bei stärkster Zoom-Einstellung angegeben – das klingt einfach besser. So kann ein Blitz mit LZ 35 und schlechter Zoom-Funktion theoretisch auch mal mehr Leistung haben als ein Blitz mit LZ 50 der das Licht stark bündeln kann.

Errechnen lässt sich die Blitz-Reichweite indem ihr die Leitzahl durch die eingestellte Blende dividiert.
Ein Blitz mit LZ 58 ermöglicht es euch bei Blende 2 also auf 29 Meter Entfernung ein neutrales Objekt richtig zu belichten. Die Angabe erfolgt bei ISO 100, solange der Blitzhersteller nicht was anderes sagt.

Testfotos Studioblitz vs. Speedlite / Aufsteckblitz

Um die Leistung von Speedlite und Studioblitz doch noch unterscheiden zu können, müssen wir einen gemeinsamen Lichtformer verwenden. Hierbei bietet sich ein Reflexschirm an, da sich dieser bequem vor beiden Geräten platzieren lässt.

Die Testgeräte sind:
Elinchrom Ranger Quadra – 400 WS
Canon Speedlite 430EX – Leitzahl 43
Canon Speedlite 580EX – Leitzahl 58
Yongnuo YN560 III – Leitzahl 58

Zuerst habe ich versucht die optimale Ausleuchtung des Schirmes zu erreichen. Variieren lässt sich der Abstand auf der Schirmstange und bei den Aufsteckblitzen der Zoom. Beim Ranger wurde der Standard-Reflektor verwendet, welcher ziemlich weitwinklig ist.

Reflexschirm Ausleuchtung Ranger Yongnuo

Die Ausleuchtung des Reflexschirmes mithilfe des Aufsteckblitzes (links) und des Studioblitzes (rechts)

Eine vollkommen gleiche Ausleuchtung des Schirmes ließ sich nicht erreichen – war jedoch auch nicht wirklich zu erwarten. Der Ranger hat das Licht gleichmäßiger über die Fläche verteilt, während es beim Aufsteckblitz trotz weitwinkligstem Zoom mittiger zentriert war.

Nun folgen die Testfotos von allen vier Blitzen. Der Schirm war dabei ca. 1,5 m von der Graukarte entfernt.

Wattsekunden Leitzahl Speedlite Studioblitz Vergleich

Vergleich der Leistung von Speedlite mit Leitzahlangabe und Studioblitz mit Wattsekunden

Aufgrund der gleichmäßigeren Ausleuchtung des Schirmes beim Ranger ist der Schatten auch weicher. Auf die Helligkeit hat das jedoch so gut wie keinen Einfluss.

Das Canon Speedlite mit Leitzahl 58, sowie der Yongnuo mit gleicher LZ brachten auf voller Beleuchtungsstärke eine Belichtung mit f/11 bei ISO 100. Der schwächere Canon Aufsteckblitz war ungefähr 2/3 Blenden dunkler.
Der Elinchrom Ranger, den ich als Beispiel für einen Studioblitz gewählt habe, brachte mit seinen 400 Wattsekunden ganze 2 2/3 Blenden mehr Helligkeit. Damit ist er ungefähr 7 mal so hell wie die starken Speedlites.

Wenn wir nun den annehmen, dass der Ranger um 2 2/3 Blenden schwächer wäre, hätte er ca. 65 Wattsekunden.
Also ist in diesem Beispiel LZ 58 = 65 WS. Somit sind Wattsekunden und Leitzahl nahezu gleich zu setzen.

Ich hoffe das bringt euch weiter, wenn ihr z.B. die Leistung eurer Speedlites einschätzen könnt und nun über die Anschaffung von Studioblitzen nachdenkt.

Wenn ihr noch Fragen und Anmerkungen dazu habt, könnt ihr gerne einen Kommentar hinterlassen :)

Wenn euch interessiert, wie sich Blitze im Vergleich zu Dauerlicht schlagen, dann findet ihr die Antwort in diesem Artikel: Blitz vs. Dauerlicht
Allgemeine Infos zu Studioblitzen gibt es in dem Beitrag: Alles zu Studioblitzen


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12 Kommentare

kemal

Super, danke für diesen tollen Beitrag. Genau danach hatte ich gesucht. ;)

Gerhard Thomann

Hallo aus Oberried / Freiburg, Ja genau das habe ich auch gesucht!!!! Besten Dank Gerhard Thomann

Uwe

Toll und Danke für den Vergleich! Das hat mich brennende interessiert dieses Verhältnis LZ und Ws.

Diego Velasquez

Ich fürchte, entweder Sie oder ich haben übersehen, dass die Leitzahl von Speedlights ganz erheblich von der Zoomeinstellung abhängt. Die angegebene Leitzahl bei den Speedlights ist immer die höchstmögliche, die bei engstem Leuchtwinkel (Zoom 200) erreicht wird. Ihr Aufbau verwendet den weitesten Leuchtwinkel. Möglicherweise lässt sich ihr Aufbau mit wenigen Handgriffen so umbauen, das die Messwerte die Formeln Leitzahl = Wattsekunden mal 2 oder auch andersrum LZ*2=Ws nahelegen.
Gedanklich komme ich allerdings aus der Richtung: Effizienz von Lichtformern. Meine Frage ist immer: reicht die Leistung (Ws) eines Speedlights oder muss ich das schwere Zeug mitnehmen …

Stefan Berger

Diego, die stärkere Zoom-Einstellung bewirkt keine Steigerung der abgegebenen Lichtmenge. Das abgegebene Licht wird lediglich auf einen schmaleren Bereich fokussiert. Dazu habe ich auch einen Artikel: https://www.foto-dysein.de/zoom-aufsteckblitz-speedlite-canon-430ex-580ex-yongnuo-yn560-iii/
Den Schirm habe ich als Lichtformer benutzt, damit der ausgeleuchtete Winkel als Faktor möglichst wenig eine Rolle spielt.

Paul

Klasse erläutert. Der unterschied ist schon heftig. Früher als es noch keine
Zoomreflektoren gab ging es zwangsläufig noch ehrlicher zu. (siehe die verbrauchsangaben bei pkw. Alles fake.) Die letzten 20 oder mehr jahre hat
Sich an der effektiven leistung der blitzer nicht wirklich was verbessert.
Allenfalls die folgezeiten und energiereichweite durch bessere akku und schaltungstechnik.
Ein uralter metz stabblitz mit Lz 45 bei 35mm ausleuchtungswinkel hat immer noch mehr als doppelte Lichtmenge wie alles was heut mit lz 60 bei 105mm
Verkauft wird. Bei den aktuellen LED Taschenlampen mit Zoomfunktion lässt es
sich ganz einfach darstellen wenn man aus ein paar metern entfernung auf eine
Wand leucht und den zoombereich durchfährt. Die lichtmenge die austritt ist immer gleich nur wird sie unterschiedlich gestreut oder gebündelt.
Sieht man an der größe und helligkeit des lichtflecks an der wand.
Bei engem kegel ein vielfaches an leuchtweite.

Matthias

Deine Betrachtungen finde ich gut, da sie die Lichtmenge eines Blitzes, bzw. konkret dieser Testblitze mit dem Studioblitz und den Joule-Angaben (=Ws) vergleicht. Die Annahme dass ein Studioblitz mit 1Ws etwa einem Blitz mit der Leitzahl 1 entspricht ist aber falsch. Die Leitzahl ermittelt sich nämlich aus der Wurzel der Lichtmenge und einigen anderen Faktoren. Daher, würde man beispielsweise den Yongnuo Blitz mit Leitzahl 58 2x verwenden, dann würde das einer Leitzahl von LZ 58 x Wurzel(2) = LZ 82 entsprechen. In folge dessen würde identisch aufgebaute Yongnuo Blitz mit LZ 1 etwa einem Studioblitz mit 65Ws x Wurzel(LZ1 / LZ58) entsprechen. Das wären dann ein Studioblitz mit 8.5Ws.

Stefan Berger

Danke Matthias, für deine Berechnungen. Die scheinen auch erstmal zu stimmen, soweit ich das schnell überblicke. Muss ich mir aber noch mal mehr Gedanken drüber machen, wenn ich mehr Zeit hab :)

Anonymous

Hast du super erklärt. Ist ja nicht einfach Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Albrecht

Der Zusammenhang dürfte quadratisch sein, d.h. man braucht die 4-fache Blitzleistung, um die Leitzahl zu verdoppeln. Wenn sich die Leitzahl verdoppelt, kann man aus doppelter Entfernung mit der selben Blende fotografieren, weil sich die vierfache Lichtmenge auf eine vierfache Fläche verteilt, d.h. man hat den Zusammenhang:
Energie = Proportionalitätsfaktor*Leitzahl^2
Für den konkreten Versuchsaufbau, mit diesem konkreten Blitz und dem Elingchrom Ranger incl. Lichtformer sollte dann gelten:
Energie = (65*100/ISO)*(Leitzahl/58)^2
Damit käme man bei ISO=100 für die Leitzahl 1 auf eine Blitzleistung von 0,019W.
Ist schade, dass die Systemblitze keine Energieangaben haben, dann könnte man besser vergleichen.

Rainer

So ganz richtig ist nicht alles was ihr schreibt. Ihr schreibt, dass sich WS und Leitzahl wegen des Zoomreflektors der Systenblitze schwer vergleichen lassen. Der Zommreflektor macht es vielleicht noch schwerer, aber der tatsächliche Grund liegt doch darin, dass die Angabe der WS die Leistung des Blitzes angeben und die Leitzahl, das Licht was beim Motiv (unter bestimmten Bedingungen) ankommt. Bei einem Systenblitz/Aufsteckblitz ohne Zoom stellt sich doch das gleiche Problem.

Jörg

So wie es oben von Paul beschrieben wurde wird ein Schuh daraus.
Da sich die Berechnung „Leitzahl : Blende = Meter“ auf die Ausleuchtung von 35mm
und nicht auf 105mm Brennweite bezieht muss man hier aufpassen. Mit den Zoomblitzen
stimmt die meiner Meinung nach nicht mehr. Nimmt man einen Zoomblitz der eine
Leitzahl von 60 bei 105mm hat hat der bei 35mm nur noch knapp über 30. Also müsste man
bei der Berechnung aus Blende und Entfernung auch die Leitzahl nehmen auf die sich die
Berechnung bezieht, nämlich die Leitzahl knapp über 30. Die Angabe der Leitzahl bei 35mm
findet man bei vielen Blitzen in den Technischen Daten. Somit ist mit einem Zoomblitz mit
Leitzahl 60 was eigentlich nur ca. 30 ist, mit Blende 5.6 bei 5m das Ende erreicht und nicht wie
man annehmen könnte bei 10m.



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