Brennweite von Objektiven – Teil 1
Die Brennweite ist die wichtigste Kennzahl eines Objektivs.
Ganz grob beschrieben sagt sie uns, wie viel von der Szene vor uns auf dem Foto aufgenommen wird.
Klingt einfach – aber ein bisschen mehr solltet ihr darüber schon wissen. Und das erklär ich euch jetzt :)
Kurzzusammenfassung / Inhalt
- die Brennweite sagt uns, wie viel auf dem Foto zu sehen ist
- Weitwinkel-Objektive zeigen viel von der Szene; sie haben einen großen Bildwinkel
- Tele-Objektiv zeigen kleinen Bildausschnitt; sie haben einen kleinen Bildwinkel
- Brennweitenangabe erfolgt in mm, z.B. 18 mm Weitwinkel oder 200 mm Tele-Objektiv
- Zoom-Objektiv ermöglicht Brennweiten-Änderung
- Festbrennweite kann nicht zoomen
- Extreme Brennweiten wie z.B. 800 mm werden nur in speziellen Fällen benötigt
- physikalisch ist die Brennweite der Abstand zwischen optischer Mitte des Objektivs und seinem Brennpunkt auf dem Sensor
- Übung zur Brennweite
- wie die Brennweite zur Bildgestaltung verwendet wird, erfahrt ihr im nächsten Artikel
Unterschiedliche Brennweiten zeigen unterschiedliche Bildausschnitte
Stellt euch vor, ihr steht in einer Berglandschaft. Ihr möchtet alle Berge vor euch auf einem Foto aufnehmen. Also braucht ihr eine Brennweite, die möglichst viel von der Szene zeigt.
Dann entdeckt ihr aber einen Steinbock, etwa 100 m entfernt von euch.
Wenn ihr weiterhin die komplette Bergszene fotografiert, ist der Steinbock nur ganz klein auf dem Foto.
Möchtet ihr ihn aber möglichst groß auf eurem Foto haben, könnt ihr ein Objektiv mit einer anderen Brennweite nutzen.
Weitwinkel- und Tele-Objektive – verschiedene Bildwinkel
Objektive die euch einen möglichst großen Überblick über die Szene vor euch zeigen, haben einen großen Bildwinkel. Sie heißen Weitwinkel-Objektive.
Objektive die euch nur einen kleinen Ausschnitt des Geschehens zeigen, haben einen kleinen Bildwinkel. Man nennt sie umgangssprachlich Tele-Objektive.
Fehlbezeichnung
Die Bezeichnung „Teleobjektiv“ ist fachlich nicht ganz korrekt. Eigentlich heißen sie „lange Brennweite“.
Tele-Objektive sind spezielle Objektivkonstruktionen, welche die Baulänge verkürzen. Die modernen langen Brennweiten sind aber eigentlich alle Tele-Objektive.
So.. Klugscheißer-Modus wieder aus :)
Je größer der Bildwinkel ist, um so kleiner ist die Brennweite des Objektivs.
Je kleiner der Bildwinkel, um so größer auch die Brennweite.
Brennweite in Millimeter (mm)
Um zu erfahren wie groß genau die Brennweite unseres Objektivs ist, wird diese in „mm“ angegeben.
Typische Brennweiten für ein Weitwinkel sind z.B. 18 mm. Damit bekommt ihr sehr viel eurer Szene aufs Bild. Mit solchen Objektiven hat man eine „kurze Brennweite“.
Auch 24 mm ist ein Weitwinkel. Damit habt ihr allerdings schon nur noch halb so viel auf dem Bild.
Ab ca. 40 mm spricht man von einer Normalbrennweite. Diese ist weder sehr weitwinklig, noch ist sie ein Tele-Objektiv.
Bei 70 mm ist ein Objektiv ein schwaches Tele-Objektiv. Hier ist der Bildwinkel schon relativ klein.
Die Brennweite kann jedoch auch noch wesentlich größer sein. Ein typisches Tele-Objektiv hat z.B. 200 mm. Das ist dann eine „lange Brennweite“.
Zoom-Objektive zur Brennweitenänderung
Wenn ihr meiner Kaufempfehlung gefolgt seid, habt ihr ein Objektiv, das euch die Brennweite zwischen 18 und 200 mm ändern lässt.
Die Änderung der Brennweite nennt sich „zoomen„.
Oft werden die Objektive mit Angaben wie „11-fach-Zoom“ beworben. Das bedeutet, dass die längste einstellbare Brennweite 11 mal größer ist als die kleinste Brennweite – so wie beispielsweise beim 18 – 200 mm Objektiv.
Im Normalfall haben Zoom-Objektive einen Zoom-Ring, mit dem ihr stufenlos zwischen der kürzesten und der längsten Brennweite variieren könnt.
Im Beispiel mit der Berglandschaft müsst ihr also nur kurz am Zoom-Ring drehen und schon könnt ihr den Steinbock groß auf dem Foto abbilden. Praktisch, oder? :)
Objektive die nicht zoomen können, nennen sich übrigens „Festbrennweite“.
Diese haben dafür andere Vorteile, wie hier beschrieben: Artikel Festbrennweite vs. Zoom
In „normalen“ Situationen benötigt ihr nur die Brennweiten zwischen 18 und 200 mm.
Es gibt aber beispielsweise auch extreme Tele-Objektive mit 800 mm. Diese werden unter anderem in der Tierfotografie benötigt, um beispielsweise einen weit entfernten Vogel zu fotografieren. Und natürlich gibt es auch noch kürzere Brennweiten als 18 mm, z.B. 9 mm. Aber auch diese werden nur in Extremfällen benötigt.
Wieso heißt das Brennweite?
Rein physikalisch betrachtet ist die Brennweite der Abstand zwischen der rechnerischen optischen Mitte unseres Objektives und seinem Brennpunkt, der auf dem Sensor liegt.
Daher kommt die Bezeichnung Brennweite. Aber das kann uns beim Fotografieren egal sein ;)
Verschiedene Brennweiten zur Gestaltung nutzen
Wie ihr an den Beispielen bereits erkannt habt, zwingen uns manche Situationen zu bestimmten Brennweiten.
Oft können wir jedoch selbst entscheiden, welche Brennweite wir wählen – und das ist eines unserer entscheidendsten Gestaltungsmittel.
Die Details dazu findet ihr im nächsten Artikel.
Übung zur Brennweite
Mit dieser Aufgabe sollt ihr die Brennweiten eures Objektives näher kennen lernen.
- Sucht euch ein Motiv. Bevor ihr die Kamera zur Hand nehmt, versucht ihr abzuschätzen, welche Brennweite ihr benötigt, um das Motiv komplett auf dem Foto abzubilden.
- Stellt die Brennweite am Objektiv ein. Schaut dafür nur auf die Brennweiten-Skala am Objektiv – nicht durch den Sucher oder aufs Display.
- Macht nun das Foto.
- Habt ihr euch sehr verschätzt?
Ist das Motiv nicht komplett drauf?
Oder ist ringsrum zu viel Umgebung zu sehen?
Versucht bei euren nächsten Fotos immer vorher die benötigte Brennweite abzuschätzen. So bekommt ihr ein Gefühl für Euer Objektiv.
Fragen zu Brennweiten von Objektiven
Ihr habt Fragen zu den Brennweiten eures Objektives, oder Anmerkungen zum Artikel?
Dann könnt ihr sie wie immer gern in den Kommentaren stellen :)
Liebe Grüße
Stefan
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