Eventfotografie


Kompromisse in der Eventfotografie und Reportagefotografie

Nicht immer findet ihr optimale Bedingungen zum fotografieren. Anders als in der Studiofotografie oder anderen konzipierten Shootings könnt ihr bei der Fotografie von Events oft nur die gegebenen Lichtbedingungen hinnehmen. Dabei müsst ihr meist einen Kompromiss eingehen, zwischen guter technischer Bildqualität und der Bildwirkung.


Optimalbedingungen und tatsächliche Bedingungen bei Eventfotos

Wunderbar wäre es, wenn ihr auf den zu fotografierenden Veranstaltungen immer schönes, gleichmäßiges, diffuses und vor allem helles Licht zur Verfügung hättet, immer genügend Platz zu allen Seiten, ohne dass euch die Sicht von anderen Personen oder Gegenständen versperrt wird.
Das ist natürlich in der Realität nicht der Fall. In Innenräumen ist es oft dunkel, die wenigen Lichter strahlen spotartig von oben herab, der Raum ist beengt und überall stehen Dinge herum die auf den Fotos einfach nur störend wirken.

Nehmen wir als Beispiel einfach einmal eine Szene auf einer Hochzeitsfeier. Die Gäste sitzen kreisförmig an ihren von Kerzenlicht schwach beleuchteten Tischen in einem großen Saal, an einem Ende fällt etwas Tageslicht auf eine Tischreihe und am anderen Ende ist eine stark farbig beleuchtete Bühne aufgestellt auf der ein Show-Programm abläuft. Nun haben wir es mit 3 unterschiedlichen Helligkeiten und 3 unterschiedlichen Lichtfarben zu tun.
Wie lösen wir nun dieses Problem?


Optimalbedingungen für Fotos schaffen

Eines vorweg: es ist im Normalfall nicht sinnvoll in so einer Situation Optimalbedingungen zum fotografieren zu schaffen. Ich rede hierbei von ausreichend gleichmäßig verteiltem Licht im ganzen Raum um bequem mit niedrigen ISO-Werten von 100 – 400 und Verschlusszeiten von 1/160 – 1/400 Sekunde bei Blende 4 fotografieren zu können. In einem großen, dunklen Saal lässt sich das nur durch mehrere im Raum verteilten Blitze verwirklichen.

Es gibt unzählige Gründe, warum dies nicht möglich sein kann. Mal stören starke Blitze den Ablauf der Veranstaltung, mal ist dafür kein Platz. Ich hatte bisher nur einmal wirklich das Vergnügen einen Auftraggeber zu haben, dem es die besseren Fotos der Veranstaltung wert waren, dass ich 3 Stück 500W-Studioblitze im Raum verteilen und indirekt blitzen lassen konnte. Es war ein Traum – egal in welche Ecke ich fotografiert habe, egal ob Einzelpersonen oder der halbe Raum – immer wunderbares Licht. Meist müsst ihr auch auf das natürliche Licht eingehen um die Stimmung zu erhalten. Bleiben wir beim Beispiel mit der farbig beleuchteten Bühne – es macht keinen Sinn dieses durch Blitze so weit zu neutralisieren, dass davon auf dem Foto nichts mehr zu sehen ist.


Natürliches Licht nutzen

Die Realität sieht meist so aus, dass die einzige Lichttechnik, welche ihr steuern könnt, euer Aufsteckblitz ist. Dadurch ergeben sich schnell Probleme. Möchtet ihr nun zum Beispiel im dunklen Bereich der beschriebenen Hochzeitsfeier fotografieren, so habt ihr 2 Möglichkeiten: entweder ihr fotografiert ohne Blitz mit grenzwertigen Kameraeinstellungen, wie zum Beispiel Blende 1,8 und ISO 3200, oder aber mit Blitz.

Bleiben wir erst einmal bei der Fotografie ohne Blitz. Davon abgesehen, dass die Schärfe der Bilder nicht immer optimal sein wird, ihr mit stark selektiver Schärfe arbeiten müsst, und es zu einem erhöhtem Bildrauschen kommen wird, sehen die Bilder eigentlich erst einmal ganz in Ordnung aus. Die Lichtstimmung im Raum wird eins zu eins wiedergegeben.
Probleme ergeben sich jedoch schnell, wenn das Foto nicht nur einen Ausschnitt der Veranstaltung zeigt, bei der nur eine Helligkeit vorherrscht. Fotografiert ihr zum Beispiel von der Fensterfront aus in die Richtung des dunklen Raumteiles, so habt ihr bei korrekt belichteter Front im Hintergrund nur dunkle Schatten. Der Raum wirkt dadurch schnell kleiner; das Bild verliert an Tiefe. Fotografiert ihr vom dunklen Teil des Raumes in die Richtung der Fenster, so habt ihr einen überbelichteten Hintergrund, sobald ihr den Vordergrund richtig belichtet. Der Vorteil hierbei ist jedoch, dass der Raum schön freundlich und hell wirkt.

Kurz-Tipp 1 für Eventfotos

In Innenräumen erzeugen Fotos gegen das Licht mehr Tiefe im Bild. Der Raum wirkt offener und heller als normal.

Wollt ihr nun die Bühne fotografieren, habt ihr Prinzipiell erst einmal wieder wenig Probleme. Jedoch wirkt es immer gut, wenn ihr gleichzeitig etwas Publikum mit zeigen könnt. Fotografiert ihr aus dem dunklen Teil heraus Richtung Bühne, so habt ihr nur schwarze Schatten im Vordergrund. So könnt ihr die Emotionen des Publikums nicht mit einfangen. Begebt ihr euch jedoch in den vom Tageslicht beleuchteten Teil des Raumes, so könnt ihr ähnliche Helligkeiten zwischen Bühne und Publikum erwischen.

Kurz-Tipp 2 für Event-Fotos

Sucht gezielt Bereiche gleicher Helligkeit für Vordergrund und Hintergrund um eine ausgewogene Lichtstimmung zu erhalten.

Nun werdet ihr aufgrund der Entfernung zur Bühne vor dem Problem stehen, dass bei ausreichend Vordergrund-Motiven die Bühne sehr klein abgebildet wird. Abhilfe lässt sich nur durch die Nutzung einer längeren Brennweite schaffen, wodurch ihr die Größen-Unterschiede zwischen den Personen und der Bühne relativieren könnt. Nun steht ihr jedoch vor dem nächsten Problem: euch fehlt der Platz um ausreichend Abstand zwischen euch und den Vordergrund-Personen bei der Nutzung des Tele-Objektives zu schaffen. Problemlösung hierbei wäre zum Beispiel, dass ihr den Raum verlasst und von außen durch die Fenster in den Raum fotografiert.
Wie ihr seht, geht ihr für ein Foto der Szene viele Kompromisse ein. Als Resultat erhaltet ihr ein Foto was vielleicht technisch nicht perfekt ist, jedoch einen wunderbaren Eindruck der Gesamtsituation und der natürlichen Lichtstimmung vermittelt.

Kurz-Tipp 3 für Event-Fotos

Traut euch Abzüge der technischen Bildqualität in Kauf zu nehmen um dem Betrachter ein realistisches und trotzdem schönes Gesamtbild zu präsentieren.


Systemblitz in der Eventfotografie

Die natürlichen Bedingungen könnt ihr für die Fotografie aufwerten, indem ihr einen Aufsteckblitz benutzt. Technische Idealbedingungen würdet ihr erhalten, wenn ihr zum Beispiel einer Person frontal ins Gesicht blitzt. Dies sieht aus mehreren Gründen nicht schön aus. Die Person selbst erhält harte Lichter und Schatten im Gesicht, im schlimmsten Fall rote Augen. Der Hintergrund hingegen wird aufgrund der Abnahme des Lichtes im Dunkeln verschwinden. Die natürliche Lichtstimmung wird komplett verschwunden sein.

Nun gilt es den Blitz so einzusetzen, dass ihr die Aufnahmebedingungen technisch optimiert, also zum Beispiel bei ISO 800 fotografieren könnt, dabei aber trotzdem die Stimmung der Veranstaltung einfangt. Wie das geht, werde ich euch demnächst in einem weiteren Artikel erläutern.


Fazit – Technische Perfektion oder Natürlichkeit

Für Eventfotos lassen sich meist keine optimalen Bedingungen schaffen. Das ist jedoch auch nicht immer nötig. Oft macht es sogar Sinn gezielt Abstriche zu machen um die Stimmung der Veranstaltung besser einzufangen. Behaltet dabei auch immer die letztendliche Nutzung der Fotos im Kopf. So habe ich zum Beispiel erst vor kurzem Bilder mit ISO 10.000 gemacht. Das Bildrauschen war zwar unübersehbar, jedoch bei der Nutzung im Internet in 600 Pixeln Breite nicht mehr störend. Versucht jedoch immer die Bedingungen optimal auszunutzen und opfert nicht unnötig Bildqualität.


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